Mittwoch, 4. September 2019

"Geschmackssache" - Workshop AG Kulinarische Ethnologie 30.9.2019

Am 30.9.2019 findet der Workshop "Geschmackssache? Gastronomie und Esspraktiken zwischen Aushandlungen und Eigenlogiken" der AG Kulinarische Ethnologie auf der DGSKA Tagung 2019 an der Universität Konstanz statt.  
Im Fahrwasser der Beschleunigung globaler Vernetzung und damit einhergehender Verfügbarkeit von Wissen und Zutaten machten zunächst kulinarische Konzepte wie Fusion und Crossover gastronomische Karriere. Aktuell lässt sich nun eine Betonung von Lokalität, Identität und Ethnizität erkennen. Die Zunahme globaler Ströme von Menschen, Waren und Wissen haben also nicht zur Auflösung kulturspezifischer Ernährungspraxen geführt. Wenngleich die Präsenz globaler Einflüsse stabil bleibt, lässt sich die Betonung der Eigenlogik spezifischer Ernährungspraxen beobachten. Geschützte Herkunftsbezeichnungen, die Fixierung auf kulinarische Traditionen als immaterielles Kulturerbe sowie normativen Diättrends versuchen sich durch partikulare Letztbegründungen zu plausibilisieren und immer stärker als jeweils nicht mehr diskursiv aushandelbare Identitätsangebote zu behaupten. Ethnische oder identitätsbezogene gastronomische Betriebe sowie reduktionistische Esspraktiken stehen im Zentrum dieser Entwicklung: Beispiele finden sich in Gestalt von indigener Gastronomie in Kanada, Neuseeland oder von erfundenen Traditionen wie der New Nordic Cuisine, von Ethno-Food-Restaurants in mitteleuropäischen Großstädten oder der Prominenz restriktiver Diätregime. Es entsteht ein Bild, in dem die populärsten Küchen und Esspraktiken jene sind, die das authentisch Eigene mittels einer Logik der Subtraktion polarisierend festgelegen und das Verbleibende als genuinen, nicht verhandelbaren Kern einer geronnen, bewahrten oder (re-)konstruierten Identität behandeln.   
Vortragende:    
  • Alexander Schwinghammer (Bauhaus Universität Weimar):  Facon, Tofurkey & „Kees“spatzn. Kulturanthropologische Perspektiven auf Mock Food 
  • Mila Brill (Universität Bonn):  Heimische Küche? Situationen öffentlichen Essens in Bad Godesberg  
  • Maike Melles (Goethe-Universität Frankfurt/Main):  Jamón ibérico – ländliche Identitäten in Südspanien zwischen ökologischer Patrimonialisierung und musealem Marketing  
Die Abstract zu den Vorträgen kann man sich hier anschauen hier klicken  

Der Workshop bietet Raum zur Diskussion von Fallbeispielen ethnischer bzw. identitätsbezogener Gastronomie und Ernährungspraxen sowie für theoretische Überlegungen zu den diesbezüglich zentralen Begriffen der Authentizität, Repräsentation und Aneignung als auch zu Fragen und Problemen im Hinblick auf Identitätspolitik, Rassismus, In-/Exklusion, Präsenz und Abwesenheit. 


Organisation: Dr. Daniel Kofahl, Sebastian Schellhaas (M.A.), Dipl.-Soz. Bettina Mann 
30.09.2019, 11:00-12:30 Uhr, Universität Konstanz, Raum D301

A monk-cellarer tasting wine from a barrel whilst filling a jug. From ''Li Livres dou Santé'' by [[Aldobrandino of Siena]] - France, late 13th century. http://www.imagesonline.bl.uk/britishlibrary/controller/subjectidsearch?id=8071&&idx=1&startid=1274

 

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