Freitag, 12. Februar 2021

CfA: Workshop AG Kulinarische Ethnologie 2021

Workshop der AG Kulinarische Ethnologie auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Sozial- und Kulturanthropologie vom 27. bis 30. September 2021 in Bremen (DIGITALER KONGRESS)

Kulturelle Wertambivalenzen von alimentärem Abfall in Zeiten eines möglichen Anthropozäns

Organisatoren: Dr. Benedikt Jahnke & Dr. Daniel Kofahl & Dr. Sebastian Schellhaas

 

Das Zeitalter eines kritisch zu hinterfragenden Anthropozäns wird verbunden mit gravierenden Einflüssen von menschlichem Handeln auf die globale Daseinsordnung in allen Lebensbereichen. Dies betrifft auch all diejenigen Stoffflüsse, die zumeist zwischen einer menschlich dominierten Gesellschaft einerseits und einer pluralen nicht-menschlichen Welt andererseits verortet werden. Für die kulinarethnologische Forschung stellt sich hier die Frage nach Food Waste.

Was, wann, wie und weshalb weggeworfen wird, liegt im Einzelfall oftmals im Ermessen des einzelnen Individuen (abgelaufener Jogurt, verschimmeltes Brot etc. – aufbewahren oder wegwerfen?). Doch Lebensmittelabfall ist als ein kontextspezifisches soziales Konstrukt zu verstehen, bei dem die kulturelle Kontingenz im Alltagshandeln der Menschen offensichtlich wird. Um sich davon zu überzeugen, genügt ein Blick in die Mülltonnen der Nachbarschaft, zeigt sich aber auch im interkulturellen Vergleich. Alimentärer Abfall wird zum historischen aber auch kulturellen Spiegelbild unterschiedlicher Lebensräume und Phasen der Gesellschafts- und Kulturgeschichte.

Die von Mary Douglas (1966) und Michael Thompson (1979) in Bezug auf Müll und Schmutz formulierte These, dass es sich dabei um Gegenstände am falschen Ort handelt, lässt sich auch auf das Kulinarisch-Alimentäre übertragen und wirft anthropozäntheoretische Fragen danach auf, wie sehr der Mensch wirklich Herr der Welt ist oder wie sehr er zwar in einem Feedbacksystem von menschlichen und nicht-menschlichen Phänomenen eine nicht-negierbare Größe, doch letztlich nur eine Variable in einer komplexen Ökologie darstellt, die natur- und kulturwissenschaftlich zu beschreibende Elemente versammelt.

Diese Problemperspektive soll in einem 90-Minütigen Workshop diskutiert werden: Welche verschiedenen Kulturpraktiken mit alimentärem Abfall sind zu beobachten und wie kann aus diesen Kulturen des Rests auf die Stellung des Menschen in seiner Mitwelt geschlossen werden?

Wenn Sie einen Diskussionsbeitrag bei unserem Workshop zusteuern möchten, so schicken Sie Sie bitte sowohl einen Text mit maximal 1.200 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als auch eine Kurzversion von nicht mehr als 300 Zeichen (inkl. Leerzeichen) direkt an jahnke@uni-kassel.de . Die Einreichungsfrist endet am 15.02.2021. 

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