Call for Contribution
Geschmackssache?
Gastronomie
und Esspraktiken zwischen Aushandlungen und Eigenlogiken
Workshop
der AG Kulinarische Ethnologie auf der DGSKA Tagung 2019 an der Universität
Konstanz vom 29. September bis 2. Oktober 2019
Organisation: Dr. Daniel Kofahl, Sebastian Schellhaas (M.A.), Dipl.-Soz. Bettina Mann
Im Fahrwasser der Beschleunigung globaler
Vernetzung und damit einhergehender Verfügbarkeit von Wissen und Zutaten
machten zunächst kulinarische Konzepte wie Fusion und Crossover gastronomische
Karriere. Aktuell lässt sich nun eine Betonung von Lokalität, Identität und
Ethnizität erkennen. Die Zunahme globaler Ströme von Menschen, Waren und Wissen
haben also nicht zur Auflösung kulturspezifischer Ernährungspraxen geführt. Wenngleich
die Präsenz globaler Einflüsse stabil bleibt, lässt sich die Betonung der
Eigenlogik spezifischer Ernährungspraxen beobachten. Geschützte
Herkunftsbezeichnungen, die Fixierung auf kulinarische Traditionen als
immaterielles Kulturerbe sowie normativen Diättrends versuchen sich durch
partikulare Letztbegründungen zu plausibilisieren und immer stärker als jeweils
nicht mehr diskursiv aushandelbare Identitätsangebote zu behaupten.
Ethnische oder identitätsbezogene
gastronomische Betriebe sowie reduktionistische Esspraktiken stehen im Zentrum
dieser Entwicklung: Beispiele finden sich in Gestalt von indigener Gastronomie
in Kanada, Neuseeland oder von erfundenen Traditionen wie der New Nordic Cuisine,
von Ethno-Food-Restaurants in mitteleuropäischen Großstädten oder der Prominenz
restriktiver Diätregime. Es entsteht ein Bild, in dem die populärsten Küchen-
und Esspraktiken jene sind, die das authentisch Eigene mittels einer Logik der
Subtraktion polarisierend festgelegen und das Verbleibende als genuinen, nicht
verhandelbaren Kern einer geronnen, bewahrten oder (re-)konstruierten Identität
behandeln.
Der Workshop bietet Raum zur Diskussion von
Fallbeispielen ethnischer/identitätsbezogener Gastronomie und Ernährungspraxen sowie
für theoretische Überlegungen zu den diesbezüglich zentralen Begriffen der
Authentizität, Repräsentation und Aneignung als auch zu Fragen und Problemen im
Hinblick auf Identitätspolitik, ethnische Diskriminierungen oder Aufwertungen,
In-/Exklusion, sozialer Schließung, Präsenz und Abwesenheit. Wir bitten
Vortragsvorschläge von max. 2000 Zeichen bis zum 31.1.2019 per E-Mail an kofahl[at]apek-consult.de zu
senden.
Kontakt:
Dr. Daniel Kofahl / Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur / Trier / Berlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen