Montag, 4. September 2017

Soziale Faktoren von gesunder Ernährung werden vermisst, aber nicht gewürdigt



Wie das Ärzteblatt mit Bezug auf eine an der Universität Bielefeld durchgeführte Studie mitteilt, leidet jeder zweite Schüler in Deutschland unter Stress.[i] Es wird explizit darauf hingewiesen, wie relevant auch die Ernährungssituation der Schülerinnen und Schüler für ihr Stresserleben ist und auch, dass „wer regelmäßig gemeinsam mit der Familie frühstücke und zu Mittag esse, [sich] gesünder [ernähre]“. Dieser immanent wichtige soziale Aspekt des Ernährungsalltags wird also als besonders förderlich herausgestellt und – wie so oft – vermisst.

Interessant ist diesbezüglich, dass die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gerade vielbeachtet ihre „10 Regeln“ aktualisiert hat[ii]. Darin finden sich viele technische, biochemische und physiologische Tipps für eine vollwertige Ernährung. Einen Hinweis auf soziale und kulturelle Einflussfaktoren und drauf, dass diese beachtet werden sollten, findet man aber leider nicht.

Dies ist symptomatisch für die institutionalisierte Ernährungsforschung der Gegenwart. Es wird ein allzu großes Augenmerk auf technische und naturwissenschaftliche Variablen gelegt, wenn es darum geht, wie sich gut und gesund zu ernähren ist. Dagegen finden soziokulturelle Aspekte in der öffentlichen Kommunikation und der geförderten Forschungslandschaft noch viel zu wenig Aufmerksamkeit. 

Wer Essen und Trinken verstehen will und wer für eine gelungene Ernährungspraxis eintritt, muss sich soziale Kontexte anschauen und sich mit deren Chancen und Risiken auseinandersetzen.


[i] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77981/Fast-jeder-zweite-Schueler-leidet-unter-Stress
[ii] https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/fm/10-Regeln-der-DGE.pdf

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