Beitragsaufruf
für ein Symposium der AG Kulinarische Ethnologie (DGSKA), des Fachbereichs Ökologisches Agrar- und Lebensmittelmarketing (Universität Kassel) und des Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur – APEK am
13.12.2024 in Kassel
"Ernährung in der Krise – Krisen der Ernährung"
Dass Menschen sich ernähren müssen, wollen sie mittelfristig überleben, ist unbestreitbar. Unbestritten auch, dass sich die Ernährung der Menschen in kulturellen Formaten und sogenannten kulturell differenzierten „Küchen“ bzw. „kulinarischen Systemen“ konkretisiert. Diese Ernährungskulturen und kulinarischen Systeme verbinden die organisatorische Bewältigung der physiologischen Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme mit der sozialen Funktion, über das Speisenangebot und Speiseregeln Ordnung und Struktur in das menschliche Miteinander zu bringen.
Beide Bereiche des menschlich Alimentären – physiologisch notwendige Nahrungsaufnahme sowie soziale Teilhabe über die kulinarische Kulturpraktik – können in eine Krise geraten, ebenso wie Ernährungskultur und kulinarische Systeme einen spezifischen Sinn in diversen nicht-alimentären Krisen bereitstellen und vermitteln können. Krise/n soll hier in dem Sinne verstanden werden, dass es sich um jedwede Form einer „Zuspitzung oder das plötzliche Auftreten einer Problemsituation“ handelt, „die mit den herkömmlichen Problemlösungstechniken nicht bewältigt werden kann“ (O. Rammstedt).
Beispielhaft hierfür kann sein:
- Die Verknappung von Nahrungsmitteln als – zum Teil lebensbedrohliche und andauernde – Hungererfahrung einer Bevölkerungsgruppe oder als soziokulturelle Thematisierung einer individuellen Hungererfahrung.
- Die Erfahrung von Bevölkerungsgruppen, aufgrund sozioökonomischer Limitationen nicht an der hegemonialen Ernährungskultur der übergeordneten Bezugsgruppe teilnehmen zu können und dies als Ausschluss von der kulinarischen Teilhabe zu erleben.
- Die Erosion von Ideen und Vorstellungen über die kulturell erlernte und körperlich habitualisierte Form „richtiger“ Ernährung und das damit verbundene kulturelle sowie individuelle Verlusterleben (bspw. Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung traditionellen Fleischkonsums in Deutschland oder auch die Abwendung einer jungen Generation von traditionellen Maisspeisen hin zu als „fremd“ empfundenen Nudeln in Peru etc.)
- Die Organisation von kulturell angemessener Ernährung in Krisenorganisationen wie Kliniken, Langzeitpflegeeinrichtungen, Gefängnissen etc.
Die Aufzählung hat nur exemplarischen Charakter und kann um vielfache weitere Aspekte ergänzt werden.
Die AG Kulinarische Ethnologie möchte zu dieser Thematik
„Ernährung in der Krise – Krisen der Ernährung“ am 13.12.2024 einen Workshop in
Kassel durchführen. Hierfür werden Beitragseinreichungen von der Länge maximal
einer Seite bis zum 24.11.2024 an kofahl@apek-consult.de
bzw. jahnke@uni-kassel.de erbeten.
Die AG Kulinarische Ethnologie möchte insbesondere Forschende in der
Qualifikationsphase ermuntern, sich mit Beitragsthemen aus der Master- oder
Promotionsphase zu bewerben.